jcw. FRANKFURT, 21. November: Mit einer Unterbrechung der direkten Datenleitungen zum Deutschen Forschungsnetz (Win) werden 16 Zugangsanbieter zum Internet am 25. November gegen die Kosten für die Zusammenschaltung ihrer Netze mit dem Win protestieren. Bisher zahlen die im Deutschen Provider Network (DPN) zusammengeschlossenen Anbieter für die Zusammenschaltung rund 4,8 Millionen DM im Jahr an den Verein Deutsches Forschungsnetz (DFN). Die Kosten für den einzelnen Anbieter liegen dabei zwischen 300000 und 400000 DM im Jahr.
Die Zusammenschaltung der Netze aus denen das Internet besteht ist grundlegende Voraussetzung für das Funktionieren des gesamten Systems. Erst durch diese Verbindungen wird es möglich, die dezentral im Netz gespeicherten Daten jedem Nutzer auf kürzestem Wege und damit schnell zugänglich zu machen. Durch das Win sind vor allem die deutschen Universitäten und Fachhochschulen miteinander verbunden. Als Grund für den vierundzwanzigstündigen "Internet-Streik" nannte Andreas Bäß, Geschäftsführer des DPN, die ungewöhnlich hohen Kosten für die Zusammenschaltung der Netze der Internetanbieter mit dem Win. Normalerweise sei diese Zusammenschaltung kostenlos und basiere darauf daß jede Seite die Kosten für den eigenen Netzbetrieb übernehme. Die Kosten für die Knotenpunkte an denen die Netze zusammengeschaltet werden, würden von den Nutzern der Knoten geteilt.
Bisher müßten jedoch alle Internetanbieter einzeln für eine Verbindung zum Win zahlen, erläuterte Bäß. Ein seit einem Jahr mit dem DEN diskutierter Vorschlag des DPN sehe jetzt vor, die Zusammenschaltung der Netze auf einen Knotenpunkt in Frankfurt zu konzentrieren. Für diese Zusammenschaltung seien die privaten Internetanbieter bereit, in einem Zeitraum von zwei Jahren jeweils eine halbe Million DM an den DFN zu zahlen. Nach Ablauf dieser Frist wollten die Anbieter auf der Basis der Kooperation nur noch die Kosten für den Betrieb des Knotenpunktes mittragen. Dieser Vorschlag sei vom DFN bisher abgelehnt worden. Der "Internet-Streik" am 25. November solle zeigen, welche Konsequenzen mit einer solchen Entkoppelung der Netze verbunden seien, erläuterte Bäß. Durch die Stillegung der Übergabepunkte in Deutschland sei es notwendig, die Daten, die das Win erreichen sollen, zunächst in die Vereinigten Staaten zu leiten und von dort an Übergabepunkte zum Win zu übertragen. Sollten bis zum Jahresende die Verhandlungen mit dem Win nicht zu einem Ergebnis geführt haben, würden die Internetanbieter ihre Verträge mit dem DFN nicht verlängern und auch die Verbindungen, die erst zu einem späteren Zeitpunkt gekündigt werden könnten, am 1. Januar 1998 stillegen. Der Geschäftsführer des Deutschen Forschungsnetzes, Klaus-Eckart Maass, hielt den Vorwürfen entgegen, die kostenlose Zusammenschaltung der Netze bei geteilten Kosten für die Knotenpunkte, das sogenannte "Peering", sei nur bei gleich großen Internetbetreibern üblich. Diese Situation sei hier keinesfalls gegeben. Das Win sei aber weiterhin verhandlungsbereit, könne aber einige der von den Anbietern geforderten Rahmenbedingungen keinesfalls akzeptieren.